2011年4月30日星期六
德国笔会和独立中文笔会4月20日给德国总理默克尔夫人的信
作者:德国笔会、独立中文笔会 文章来源:独立中文笔会
尊敬的联邦总理安吉拉.默克尔博士,
当前酝酿着一个于2012年在德国推出中国文化年的计划。据我们的理解,这将是德中两国共同的文化年。在推动双方科学和教育的发展规划中,如果文 学和其它的艺术也扮演一定的角色的话,那么德国笔会和独立中文笔会这两个隶属于世界作家协会的组织,就要在此再度指出,中华人民共和国属于世界上那些依然 蛮横地剥夺艺术自由的国家之一,其使用的手段是轻视人性的,它触犯了国际法上关于人权的规定。
早在2009年的法兰克福书展上, 中国作为主宾国, 就曾经阻挠两位著名的作者到德国来进行公开的发言。德国笔会当时不顾中国官方代表团的反对,为这两位作家提供了公开发言的机会。获得2010年德国赫尔 曼.凯斯滕奖的文学评论家兼诗人刘晓波,稍后亦获得奥斯陆颁发的诺贝尔和平奖,他至今还在狱中服刑。 刘晓波曾经参与起草的《零八宪章》,传承了1989年天安门事件的经验,事实上是一篇启蒙性的文件,然而在中国却是被禁止的。天安门广场东边的国家博物馆 中目前展出的 “欧洲启蒙时期的艺术”,是无法取代被取缔的宪章所表彰的人权精神的。
德国笔会的会员、中国专家史蒂曼原本要陪同德国外长访问北京,由于他曾在颁发赫尔曼.凯斯滕奖给刘晓波的典礼上,发表演说,因而被拒绝入境,外长 并未此而中断他的中国之行。同此一时,中国境内有45位作家被软禁,其中包括德国笔会视为笔会之友的刘晓波的妻子——摄影家、诗人刘霞。我们列举这些事, 并非感情用事。最近因阿拉伯世界的革命,而受牵连被逮捕或失去自由的艺文界人士,皆是我们两个笔会至为关注的同行。
自4月3日起,情况加剧地恶化了。国际著名的艺术家艾未未遭到逮捕并失踪,换句话说,他至今下落不明。他工作坊里的职工也遭逮捕。被加诸的罪名是经济犯罪。当年东德也曾经以同样的藉口来控罪作家们。即便是有逃税的嫌疑,也不能构成拘捕艾未未的合法理由。
艾未未打算在柏林开设画廊。柏林艺术学院已经聘请他成为该校的教授。我们认为,德国政府负有让他顺利担任起教职的责任。我们警告联邦政府,你将跟 一个不尊重、扼杀、甚至把文化工作者视为罪犯的、不容忍知识分子和艺术家自由发挥的国家,进行整整一年的文化合作项目。我们两个笔会敬请您, 尊敬的默克尔博士,再次慎重地考虑,现在已经出现裂隙的2012年的合作计划,是否真有成功的机会。一个像2009年法兰克福书展暖身的会议上出现的尴尬 情况,如果在明年的文化年出现,那么这对于中德之间的经济关系也绝非佳兆。
我们很是忧心。
致以友好的问候。
签署人
德国笔会会长 约翰诺.史塔舍, 秘书长 赫尔伯特. 维斯勒
独立中文笔会会长 廖天琪
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel,
für 2012 ist ein chinesisches Kulturjahr in Deutschland geplant, das in vielen Verlautbarungen gerne auch als deutsch-chinesisches Kulturjahr interpretiert wird. Wenn am Rande von Wissenschafts- und Ausbildungsförderung in dieser Planung auch die Literatur und die anderen Künste eine Rolle spielen sollen, dann müssen das P.E.N.-Zentrum Deutschland und das Unabhängige Chinesische PEN-Zentrum – beide als Teile der World Association of Writers – erneut darauf hinweisen, dass die VR China zu den Ländern dieser Welt zählt, in denen die „freien“ Künste immer wieder ihrer Freiheit auf drastische Weise beraubt werden. Die dabei praktizierten Vorgehensweisen sind menschenverachtend und verstoßen im Sinne internationalen Rechts gegen die Menschenrechte.
Schon zur Frankfurter Buchmesse 2009, bei der China Gastland war, wurden zwei weltweit bekannte Autoren daran gehindert, in Deutschland öffentlich zu sprechen. Der P.E.N. hat ihnen dann gegen den Widerstand der chinesischen Delegation ihr Rederecht eingeräumt. Der Lyriker und Literaturwissenschaftler Liu Xiaobo, der 2010 den Hermann Kesten-Preis und kurz danach in Oslo den Friedensnobelpreis erhalten hat, sitzt im Gefängnis. Die von ihm mit verfasste „Charta 08“ ist der eigentliche Aufklärungstext Chinas, der nach den Erfahrungen von 1989 auf dem Tian’anmen-Platz konzipiert wurde. Diese Charta gilt als verbotener Text. Die auf der Ostseite des Platzes gezeigte Ausstellung europäischer Aufklärungskunst kann die verbotene Charta chinesischer Menschenrechte nicht ersetzen.
Der China-Experte Tilman Spengler (Mitglied des P.E.N.) wurde von der VR daran gehindert, den deutschen Außenminister nach Peking zu begleiten, weil er die Laudatio für den Kesten-Preisträger Liu Xiaobo gehalten hatte. Der Außenminister hat die Reise deswegen nicht abgebrochen. Zur gleichen Zeit standen etwa 45 Schriftsteller in China unter Hausarrest, darunter auch die mit Liu Xiaobo verheiratete Fotografin und Lyrikerin Liu Xia, die der P.E.N. als Freundin betrachtet. Eine Aussage dieser Art bitten wir nicht als sentimental zu verstehen. Viele der auch in der Reaktion auf die gegenwärtigen arabischen Revolutionen inhaftierten oder anderweitig ihrer Freiheit beraubten Künstlerinnen und Künstler stehen den beiden unterzeichnenden P.E.N.-Zentren nahe.
Seit dem 3. April hat sich die Situation noch einmal dramatisch verschärft. Der international bekannte Künstler Ai Weiwei wurde verhaftet und verschleppt. Man muss das so ausdrücken, denn sein Aufenthaltsort ist bis heute nicht bekannt. Angestellte von Ai Weiweis Atelier wurden ebenfalls in Haft genommen. Als Begründung werden Wirtschaftsdelikte angeführt. Mit diesem Vorwurf hatte schon die DDR versucht, Schriftsteller zu kriminalisieren. Selbst wenn so etwas wie eine Steuerhinterziehung vorläge, wäre damit die Verschleppung des Künstlers nicht zu rechtfertigen.
Ai Weiwei will in Berlin ein Atelier einrichten, die Universität der Künste hat ihn in einem Berufungsverfahren zum Teil ihres Lehrkörpers ernannt. Wir denken, dass die Bundesregierung sich verpflichtet fühlen sollte, ihm den Antritt seiner Lehrtätigkeit zu ermöglichen. Wir warnen die Bundesregierung vor einem ganzen Jahr der kulturellen Kooperation mit einem Land, das die Träger seiner gegenwärtigen Kultur missachtet, drangsaliert und kriminalisiert, das einen freien Austausch von Intellektuellen und Künstlern nicht duldet. Wir, die beiden P.E.N.-Zentren, bitten Sie, sehr geehrte Frau Dr. Merkel, die Erfolgschancen und die voraussehbaren Bruchstellen des Großprojekts 2012 noch einmal gründlich überprüfen zu lassen. Ein Kulturjahr, das so ausgeht, wie 2009 die Frankfurter Buchmesse anlässlich ihrer Vorkonferenz angefangen hat, wäre auch für chinesisch-deutsche Wirtschaftsbeziehungen kein gutes Signal.
In großer Sorge, doch mit freundlichsten Grüßen
Für das P.E.N.-Zentrum Deutschland:
Johano Strasser, Präsident Herbert Wiesner, Generalsekretär
Für das Unabhängige Chinesische P.E.N.-Zentrum:
Tienchi Martin-Liao, Präsidentin
P.E.N.-Zentrum Deutschland
Kasinostraße 3
D-64293 Darmstadt
Tel.06151-23120
Fax 06151-293414
eMail: PEN-Germany@t-online.de
www.pen-deutschland.de
(博讯记者:蔡楚)
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